Die deutsch-tschechische Grenzregion ist ein reiches Quellgebiet

Quellen in alten Landkarten

Autoren: Jan Hásek, Jiří Šmída, Daniel Vrbík, Technische universität Liberec

Quellen und Quellbrunnen gehören zum Leben der Menschen in der Landschaft des Gebirgsvorlandes sowie auch der Berge. Wie die Tiefbrunnen die Trinkwasser- und Nutzwasserquellen bei den Häusern in Tälern waren, ersetzen die Wasserquellen  ihre Funktion in den Bergen. Diejenigen im Isergebirge, Lausitzer Gebirge und Zittauer Gebirge gehören zum Landschaftscharakter und ihren Werten. Die Fachleute sprechen über den sogenannten Genius Loci, den Geist des Ortes, den sie studieren, um ihn unter anderem zur  Förderung des Tourismus der Region zu nutzen.

Es ist so gegeben, dass wir einen größeren Respekt vor den Sachen und Orten haben, von denen wir ahnen oder wissen, dass sie eine reiche und bedeutende Geschichte haben. Von historischer Bedeutung können auch kleine Geschichten der Menschen sein, die in einem bestimmten Ort gelebt haben. Das ist genau der Fall der Quellen, deren historische Bedeutung die Kartographen des am Projekt Quellen verbinden Landschaften und Staaten beteiligten Forschungsteams entschieden, mit Hilfe der alten Landkarten nachzuweisen.

Alte Landkarten der Isergebirges erschienen seit der Neuzeit. Eine der ältesten ist im Schloss Frýdlant zu sehen. Sie wurde von Samuel Globic von Bučín im Jahr 1660 geschaffen, tatsächlich wurde sie auf Leinwand gemalt, und stellt den Frýdlantský výběžek mit dem Besitz der Grafen von Gallas dar.

Darunter ist auch eine unauffällige Zeichnung einer blauen Linie zu sehen, die aus einem Kreis mit nahem Kreuz nordöstlich von Lázně Libverda ausläuft. Wir können vermuten, dass es eine der ältesten Abbildungen der Quellen im Isergebirge auf alten Landkarten (Abb.1) ist.  Der Nachteil ist ihre große Ungenauigkeit, und deswegen können wir den genauen Platz des Wasseraustritts mit der aktuellen Landschaft nicht vergleichen.    

Zu den ersten Landkarten, die die Quellen mit genauerer Identifizierung abbilden, gehören die Karten des stabilen Katasters aus dem 19. Jahrhundert. In den bebauten Teilen sind die Quellen gut angezeigt, aber in unbewohnten Gebieten sind die Strömungen oft nur durch eine Wellenlinie abgebildet, und deswegen können wir die Anfänge der Strömungen mit erforderlicher Genauigkeit nicht bestimmen.

Die Erforschung der Quellen auf alten Landkarten ist eine schwierige Aufgabe. Die Karten, ob die alten oder die zeitgenössischen, aktuellen, enthalten nur selten genaue Aufzeichnungen von kleinen Fließgewässern und eigenen Quellen. Man kann sagen, dass es eine Seltenheit ist, eine alte Karte mit der Aufzeichnung von Quellen oder Quellbrunnen zu entdecken. Trotzdem gelang es den am Projekt Quellen verbinden Landschaften und Staaten beteiligten Kartografen schon einige Male. Die ältesten und gut verwendbaren Karten der Quellen existieren für die Umgebung von Jablonec nad Nisou Ještědský hřeben und die Stadt Liberec. Das sind die Karten vom Anfang des 20. Jahrhunderts und alle sind in der deutschen Sprache beschrieben. Die Namen der Quellen sind etwas, wofür sich Kartographen besonders interessieren. Sog. Toponyme, oder Ortseigennamen, sind im Grenzgebiet eine interessante Information, die eine erhöhte Bedeutung der Quelle für ehemalige Bewohner der Landschaft nachweist.  

In der Zusammenarbeit mit den Sprachwissenschaftlern studieren die Kartographen und Geographen die Änderungen der Namen der Quellen. Oft passiert es, dass ein Name einer Quelle bis heutige Tage ganz vergessen war und nur alte Karten ihn zum Leben wieder bringen können.        

Alte Landkarten und Computer

Auch beim Studium der alten Karten nutzen die Kartographen in Zusammenarbeit mit den Geoinformatikern die Computer. Mit dem Einsatz von Großformatscannern werden die Karten aufmerksam digitalisiert und die Programme GIS (Geographische Informationssysteme) können ihnen die geographischen Koordinaten anschaffen (sog. Prozess der Georeferenzierung). Alte Karten können dann mit aktuellen topografischen Karten verglichen werden und man kann nach Ähnlichkeiten und Unterschieden in ehemaliger und zeitgenössischer Landschaft suchen. Bei der Suche nach den auf alten Karten gefundenen Quellen verwenden die Forscher Tablets mit GPS-Navigationssystem. Das größte Interesse haben die Forscher an den Quellen, bei denen unsere Vorfahren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften festgestellt und notiert haben. Im Moment, wenn es gelingt, eine Quelle aus alter Karte in heutiger Natur zu finden, können die alten Messungen mit den neuen verglichen werden und man kann entdecken, ob und wie sich die Wasserqualität geändert hat.

 

Landkarte von Liberec aus dem Jahr 1882, die in geographischen Informationssystemen mit geographischen Koordinaten versehen und über ein aktuelles Luftbild vom Gebiet des Liberecer ZOO gelegt wurde. Wir sehen auch die an den Orten der historischen Quellen aufgetragenen Punkte.

Landkarte von Liberec aus dem Jahr 1882, die in geographischen Informationssystemen mit geographischen Koordinaten versehen und über ein aktuelles Luftbild vom Gebiet des Liberecer ZOO gelegt wurde. Wir sehen auch die an den Orten der historischen Quellen aufgetragenen Punkte.

Landkarte des Herrenguts von Frýdlant von Samuel Globic aus Bučín, 1660, vermutliche Abbildung der Wasserquelle.

Landkarte des Herrenguts von Frýdlant von Samuel Globic aus Bučín, 1660, vermutliche Abbildung der Wasserquelle.

Ausschnitt aus der alten Karte.

Ausschnitt aus der alten Karte.

DAS PROJEKT "QUELLEN VERBINDEN LANDSCHAFTEN UND STAATEN - UMWELTBILDUNG UND KOOPERATION IN DER REGION LIBEREC-ZITTAU" WURDE AUS MITTELN DER EUROPÄISCHEN UNION GEFÖRDERT.

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