Die deutsch-tschechische Grenzregion ist ein reiches Quellgebiet

Wie kommt man an eine Quelle

Interview | Lenka Hanušová, Techische universität Liberec

Wir sind auf einer Terrainforschung im Lausitzer Gebirge in der Nähe von Mařenice / Groß-Mergthal. Ohne den Plastikkoffer würden wir wie Pilzsucherinnen aussehen. Aber wir haben nicht vor, Pilze su sammeln. Wir sind auf dem Weg zu zwei Quellen und im Koffer ist ein Multimeter versteckt.

Es ist ein Gerät, das für Lucie Součková und ihre Studenten eine völlig unersetzliche Aufgabe in unserem Forschungsprogramm „Quellen verbinden“ hat.

Unsere Quellen kann man in einem Wald, auf einer Wiese oder auch auf einem Feld finden. “Wir versuchen, Orte mit unterschiedlichem geologischem Untergrund und unterschiedlicher Quellenart (Limnokrene, Rheokrene, Helokrene) auszuwählen. Nicht jede Quelle ist für unsere Forschung geeignet. Wir bevorzugen natürliche, ungestörte Quellen ohne menschlichen Einfluss. In den Quellen beproben wir die Biota und das Sediment, daher sind Quellen mit betonierten Sammelbecken und Überläufen mit Eisenrohren nicht nutzbar. „Unter solchen Bedingungen wäre es schwer Vielfalt zu finden“, beschreibt Lucie Součková, die als Wissenschaftlerin an ČZU arbeitet, die Forschung.

Im Gebiet entnehmen die Wissenschaftler und ihre Studenten 2x jährlich das Sediment und die Biota, in denen sie die Konzentration an Metallen bestimmen. Genauso oft erfolgt auch die Entnahme von Biota für die Bestimmung des saprobischen Index, der gemeinsam mit den chemischen Analysen von Wasser und Sediment den Verschmutzungsgrad des untersuchten Gewässers identifiziert. Ein weiteres Merkmal des Zustandes des Quellgebiet ist die umgebende Vegetation, die ähnlich wie die Biota im Wasser die Umweltbedingungen widerspiegelt. Außerdem notieren die Wissenschaftler bei jeder Entnahme jeder Stelle die Uhrzeit, die Witterungsbedingungen, alle Zustandsänderungen in der Umgebung der Quelle sowie auch des Austritts selbst und irgendwelche weiteren Erkenntnisse.

Was geschieht mit den aus dem Gelände mitgebrachten Daten und Proben im Labor? “Alle Anmerkungen aus den Felduntersuchungen schreiben wir in elektronische Form um, damit sie zum Vergleich mit Ergebnissen von weiteren chemischen Analysen verwendbar sind. Die Sedimentproben gehen zuerst in den Tiefkühlschrank und danach in die Gefriertrocknungsanlage, wo die Trocknung bei den Temperaturen tief unter dem Gefrierpunkt und bei einem Druck nahe Vakuum erfolgt. Durch dieses Verfahren wird das Wasser aus der Probe entfernt und wir bekommen eine Trockenmasse, die wir weiter bearbeiten. Die Studenten, die ihre Abschlussarbeiten im Projekt bearbeiten, verwenden anschließend die Methode der Mikrowellen-Säurespaltung, um aus der festen Matrix den für die Bestimmung des Metallgehalts durch spektrometrische analytische Methode geeigneten Extrakt zu gewinnen.

Die Biota-Proben für die Bestimmung des Metallgehalts werden ähnlich wie das Sediment bearbeitet, nur mit dem Unterschied, dass die zum Fang von Biota benutzten Probenahmegeräte nach dem Transport ins Labor zunächst demontiert werden müssen. Nach ihrer Demontage erfolgt eine lange Suche nach allen gefangenen Organismen, die Trennung einzelner Arten und ihre Identifizierung. Diese Aufgabe ist sehr zeitaufwändig, und deshalb verbleiben wir oft nach der Rückkehr aus dem Gelände im Labor bis in die späten Abendstunden”, beschreibt Lucie Součková die anspruchsvolle wissenschaftliche Arbeit.

Die Biota-Proben für die Bestimmung des saprobischen Index werden im Gelände in Literflaschen entnommen. Bei der Entnahme wird die modifizierte Methode des Kicksampling verwendet und so kommen auch Sediment und Teile der umliegenden Biomasse (Blätter, Ästchen) gewöhnlich in diese Proben. Auf die Studenten wartet anschließend wieder eine zeitaufwändige Sortierung und folgende Identifi zierung einzelner gefundener Organismen. Das bedeutet einfach stundenlange Arbeit am Mikroskop.

Das Projekt „Quellen verbinden Landschaften und Länder“ hat im Februar 2016 begonnen. Nach eineinhalb Jahren der Forschungsarbeiten haben die Wissenschaftler und Studenten eine beeindruckende Datenmenge zusammengetragen. Diese liegt nicht brach in Schubladen oder Computern. Die Daten wurden zum Schreiben und Verteidigen einigerstudentischer Arbeiten an der Tschechischen Agraruniversität verwendet. Jetzt bereitet das Forschungsteam in Zusammensetzung von einem Chemiker, Botaniker und Hydrobiologen einen wissenschaftlichen Artikel über die Erforschung der Gewässers in Quellgebieten des Isergebirges und Lausitzer Gebirges vor.

Warten auf Sie irgendwelche Überraschungen im Terrain?

Es können viele Überraschungen im Terrain sein. Am häufi gsten ist es ein Wildtier, das man auch an einer Quelle aufstöbern kann. Weiter treff en wir auch Touristen, die nach den Schönheiten unseres Landes suchen, und natürlich Pilzsammler. Eine der höchst unangenehmen Überraschungen bei der Terrainuntersuchung ist die Situation, wenn wir die von den Kollegen empfohlene Quelle überhaupt nicht finden. Nach Koordinaten sind wir am richtigen Ort, aber breit und weit nichts. Dies geschieht meistens bei den periodischen oder episodischen Quellen, die für unser Projekt nicht geeignet sind, weil wir die Quellen das ganze Jahr über wiederholt beobachten.

Wie kann ein Laie eine Quelle erforschen?

Jeder, der eine Quelle besucht, sollte sich an erster Stelle die Umgebung
anschauen um die Störung des natürlichen Zustandes festzustellen (Verä des Wassera, Straßen oder landwirtschaftliche Flächen in der Umgebung), all dies kann die Quellwasserqualität beeinfl ussen. Weiter kann man den Quelltyp bestimmen und Sicht- und Geruchskontrollen durchführen, um zu sehen, ob das Wasser klar, ohne Trübung und auffallendem Geruch ist. Das sind die ersten Ermittlungen, die wir im Gebiet auch machen. Wenn jemand die Qualität des Quellwassers tiefer erforschen möchte, ist die Untersuchung der Vielfalt und der Zusammensetzung der Vegetationsdecke in der Umgebung und weiter auch die Vielfalt und Fülle von Wasser-Biota der nächste Schritt. Um aus diesen Ergebnissen Schlussfolgerungen zu ziehen, wird der Beobachter mehr Wissen brauchen, das er in der Fachliteratur in einer Bibliothek oder auch im Internet gewinnen kann.

 

Měření vlastností v městských pramenech v Lidových sadech v Liberci.

Měření vlastností v městských pramenech v Lidových sadech v Liberci.

Lucie Součková odebírá vzorek vody z pramene nedaleko Mařenic.

Lucie Součková odebírá vzorek vody z pramene nedaleko Mařenic.

DAS PROJEKT "QUELLEN VERBINDEN LANDSCHAFTEN UND STAATEN - UMWELTBILDUNG UND KOOPERATION IN DER REGION LIBEREC-ZITTAU" WURDE AUS MITTELN DER EUROPÄISCHEN UNION GEFÖRDERT.

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